Textauszug  von „TRENNUNG FÜR FEIGLINGE“

Bühnenaufführungsrechte:  Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG

Paul und Sophie
Morgens.
Paul noch etwas müde, telefoniert auf dem Sofa.

Paul  (am Telefon) Das wird schwierig. Ich kenne mich, das wird schwierig.
Das wird sehr, sehr schwierig.

Eine junge, hübsche Frau kommt aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer. Auch sie kommt gerade aus dem Bett und hat noch ihr großes Schlaf-T-Shirt an. Es ist Sophie. Sie gibt Paul im Vorbeigehen einen Kuss.

Sophie  Wie geht’s, mein Schatz?

Paul  Gut, meine Süße.

Sie geht, sich räkelnd, in die Küche. Es ist eine „Amour fou“. Paul führt sein Telefongespräch leise fort.

Paul  (am Telefon) Ich kann sie nicht mehr ertragen. Überhaupt nicht  mehr. Das ist etwas Körperliches.
Ich kann einfach nicht mehr. Wenn ich sie sehe, möchte ich ihr eine reinhauen und so was macht man
einfach nicht. Naja, das macht man schon, aber es ist nicht gut...
Oder? Nicht gut, ja? ... Ihr eine reinhauen wäre nicht gut? ...  Das denke ich ja auch, das wäre nicht gut ...
Alles kotzt mich an, alles!
Zum Beispiel, die Art, wie sie jeden Morgen gähnt und lächelt, mit ihrer Wasserflasche in der Hand.
Das macht mich wahnsinnig.

Sophie tritt wieder auf. Sie gähnt und lächelt und hat ihre Wasserflasche in der Hand.
Sie lächelt ihm zu, er lächelt zurück. Sie geht ab. Er stöhnt.

Paul  (am Telefon) Es ist nicht bloß, dass ich sie nicht mehr ertrage. Eigentlich ist es viel einfacher:
Ich hasse sie, und das nervt mich, weil ich diese Person noch vor einem Monat geliebt habe.
Und jetzt das, aus heiterem Himmel. Ich bin zwar nicht von heute auf morgen aufgewacht und
 habe gedacht, jetzt haue ich ihr eine rein, aber so ähnlich. Ich muss eine Lösung finden und
zwar schnell, sonst wird es richtig kompliziert. Ich kenne mich. Das wird richtig kompliziert,
extrem kompliziert.

Sophie  (aus dem Off vom Schlafzimmer) Paul, legst du auf?

Paul  (am Telefon) Ich muss Schluss machen. Die blöde Ziege ruft. Da
siehst du’s, ich rede schlecht über sie. Ich will das nicht.   
 
Sophie kommt ins Wohnzimmer zurück.

Sophie  Komm schon, leg auf.

Paul  Gut, bis später, Martin.

Sophie  Grüß ihn von mir.

Paul  Ich soll dich von Sophie grüßen. Ok, ich halte dich auf dem Laufenden.

Er legt das Handy hin und betrachtet Sophie mit einem leicht aufgesetzten Lächeln.

Sophie  Du bist schlimmer als jede Frau, eine richtige Quasselstrippe.

Paul  Das war Martin.

Sophie  Martin, Martin, Martin. Gibt’s noch was anderes außer ihm.

Paul  Er ist mein Freund.

Sophie  Manchmal frage ich mich, ob du lieber mit ihm zusammen wohnen  würdest, als mit mir.

Paul  Aber nein ... Wie kommst du darauf?

Sophie  Man könnte meinen, wir leben zu dritt in dieser Wohnung.

Paul  Warum sagst du sowas? Bist du eifersüchtig?

Sophie  Überhaupt nicht, aber man sollte es mit der Freundschaft nicht übertreiben, sonst wird so ein Freund ganz schnell anstrengend für ein Paar.

Paul  Na ja. Das liegt in der Natur der Sache. Ein Freund ist nun mal anstrengend, sonst wäre es ja ein Bekannter.

Paul geht mit seiner Tasse in die Küche.

Sophie  Trotzdem Vorsicht. Das ist wie bei diesen Paaren, die einen Freund bei sich wohnen lassen.
Du kannst sicher sein, dass die sich in weniger als einem Monat trennen.

Paul kommt aus der Küche.

Paul  Ach ja?

Sophie  Eine „ménage à trois“ kann nicht gut gehen. Einer gibt immer auf und ist dann weg.

Paul  Bist du sicher?